Berlin. Merian classic - Pasta blanda

Kann ein Österreicher einen guten Berlin-Reiseführer schreiben? Er kann. Dem gebürtigen Wiener Lukas Lessing gelingt es sogar, den vielen Klischees, die zur Spree-Metropole in den Köpfen herumgeistern, die Maske herunter zu reißen. Unter der brodelnden, hektischen Großstadtoberfläche liegt das wahre Berliner Lebensgefühl verborgen und dieses ist, so Lessing, gemütlich und langsam. Erst reden, schimpfen, diskutieren, dann vielleicht handeln. An der Art, wie der Autor über die deutsche Hauptstadt schreibt, merkt man deutlich, wie sehr er sie schätzt und sie ihm ans Herz gewachsen ist. Auf die rosarote Brille kann er jedoch verzichten. Nach dieser gelungenen Einstimmung besteht der größte Teil des Buches dann aus der Beschreibung von Sehenswürdigkeiten und Museen in alphabetischer Reihenfolge. Dabei gleitet der Autor vermutlich wegen der geforderten Kürze in einen sehr sachlichen, manchmal trockenen Stil ab. Diesen behält er leider auch in den einseitigen Themen-Specials und bei den Tourvorschlägen bei. Schade eigentlich, denn der liebevolle Einstieg ließ mehr Lesegenuss erwarten. Bei den Shopping- und Ausgehtipps beschränkt sich Lessing angesichts der Fülle der Berliner Möglichkeiten auf weniges. Doch was er empfiehlt, ist gut ausgesucht und zum Teil auch sehr originell.

Der Merian classic ist ein sehr solide ausgearbeiteter Reiseführer, der durch eine kleine, herausnehmbare Karte und einen S- und U-Bahn-Plan zum überaus praktischen Begleiter wird. Die Fotografien sind allerdings überwiegend zu klein geraten. So kommen die optischen Vorzüge der Stadt leider nicht gebührend zu Geltung. --Carmen Krippl